Nach unserem Aufreger mit der Not-Ankerung gestern dachten wir, es müsste ja nun alles vergleichsweise entspannt laufen.

Wir wollten wieder mit der ersten Dämmerung, also um 6:30 Uhr ablegen. Das heißt, 6:00 Uhr Maschine zum Warmlaufen starten.

Die Maschine startete, doch nach ein paar Minuten ging sie völlig unvermittelt wieder aus. Und ließ sich auch nicht wieder starten. Das ist bei dieser Art Maschine sehr ungewöhnlich, denn der Mercedes OM636 gilt als Mutter aller Großserien-Dieselmotoren und hat den „Unkaputtbar“-Ruf der Mercedes-Dieselmotoren bereits nach dem Krieg wesentlich mitbegründet. Wenn so ein Motor nicht startet, oder, schlimmer noch, ausgeht, ist die Lage ernst.

Langer Re(e)de kurzer Sinn: Es war bald klar, dass wir heute nicht weiter kommen. Martin, der mit allen Wassern (oder sollte ich sagen: allen Dieseln) gewaschener Schrauber, tastete sich systematisch an das Problem heran.

Irgendwann wussten wir: Diesel läuft, aber nur bis zur Einspritzpumpe. An deren anderen Ende kommt aber nichts heraus. Es deutete also alles auf einen Defekt eines der teuersten Bauteile des Bootes hin.

Zu allem Überfluss kam noch der Hafenmeister und eröffnete uns, dass wir definitiv am nächsten Morgen weg sein müssen, weil dann die nur noch von uns benutzte Steganlage abgebaut würde.

Martin war schon drauf und dran, die Pumpe auszubauen (was sich jetzt viel unspektakulärer anhört, als es tatsächlich wäre), als ihm auffiel, dass sich der vermeintliche Diesel etwas merkwürdig anfühlt.

Eine weitere Stunde später hatte er das Kraftstoffsystem soweit zerlegt, um sagen zu können: Hier ist mehr Wasser und Dreck als Diesel drin! Weitere 2h später stand ein Eimer an Deck, der das ganze Ausmaß der Verunreinigung illustrierte. Martin meinte, er habe noch nie so verdreckte Filter gesehen. Das fällt natürlich auf mich als Eigner zurück. Soweit darf man es eigentlich nicht kommen lassen.

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Google machts möglich: Martin fand einen Lieferanten, der uns noch am gleichen Nachmittag neue Filter liefern konnte!

Der Hafenmeister war so nett, mich zum Händler zu fahren, um die Teile abzuholen. Weitere 2h später waren die Filter eingebaut, die Anlage entlüftet, und nach ewigem Drehen des Anlassers fing Aegir wieder an zu husten und zu prusten und lief danach tatsächlich wieder rund!

img_20161104_122535Das alles war mit deutlich mehr Arbeit verbunden, als es sich jetzt anhört. Aber Martin hat unermüdlich – und mit für mich sehr beruhigendem Optimismus – den ganzen Tag im Maschinenraum gekämpft, bis alles wieder lief.

Wir haben nun also einen Tag verloren, sind dafür aber morgen umso entspannter unterwegs, weil wir uns wieder auf die Maschine verlassen können.

Wir belohnten uns daher für die Strapazen des Tages, in dem wir auf dem Achterdeck den Grill anschmissen und ein paar saftige Rindersteaks grillten. Auch keine Selbstverständlichkeit im November!

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